Bio oder konventionell? Ist Bio wirklich gesünder?
Der Anteil an Bio-Produkten steigt von Jahr zu Jahr. Aber lohnt sich der Aufpreis überhaupt? Der folgende Artikel klärt ob Bio-Lebensmittel gesünder sind als konventionelle Lebensmittel, was der Unterschied zwischen Bio und konventionell angebauten Lebensmitteln ist, welche Vorteile Bio-Produkte haben und warum Bio-Produkte bevorzugt werden sollten.
Verzeichnis
- Weniger Pestizide = Gesünder?
- Kein Unterschied bei Vitaminen & Mineralien, dafür bei sekundären Pflanzenstoffen
- Bio-Lebensmittel enthalten weniger Schwermetalle
- Tierische Bio-Produkte
- Bio oder nicht Bio sollte nicht das einzige Kriterium sein
- Bio oder gar nicht? Was tun wenn keine Bio Alternativen zu kaufen sind?
- Zusammenfassung
Weniger Pestizide = Gesünder?
Viele konventionelle Lebensmittel sind teilweise stark belastet, andere eher gering. Biologisch angebaute Lebensmittel weisen hingegen einen deutlich geringeren Pestizidgehalt auf [1]. Allerdings ist es schwer, die alleinigen Auswirkungen von Pestiziden auf die Gesundheit nachzuweisen. Studien konnten zwar bei Bauern ein erhöhtes Risiko an Krankheiten wie bestimmten Arten von Krebs zu erkranken [2] und anderen Krankheiten belegen, allerdings sind Menschen, die direkt mit Pestiziden in Berührung kommen, viel höheren Dosen ausgesetzt als der Endverbraucher. Auch wenn es logisch ist, so wenig Pestizide wie möglich mit der Nahrung aufzunehmen, kann nicht genau gesagt werden, welche gesundheitlichen Auswirkungen Pestizide in Lebensmitteln haben.
Kein Unterschied beim Nährstoffgehalt zwischen Bio & konventionell
Auch bei der Frage ob Bio oder konventionelle Lebensmittel gesünder sind, kann man nicht genau am Nährstoffgehalt klären. Studien konnten keinen Unterschied im Vitamin- und Mineralstoffgehalt feststellen.
Gleicher Nährstoffgehalt, dafür mehr sekundäre Pflanzenstoffe in Bio
Obwohl kein Unterschied beim Nährstoffgehalt zwischen Bio und konventionellen Lebensmittel gefunden werden konnte, enthalten Bio Lebensmittel deutlich mehr sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole und Flavonoide. Sekundäre Pflanzenstoffe sind mindestens genau so wichtig wie Vitamine und Mineralien und in vielerlei Hinsicht sogar wichtiger. Sie besitzen eine Vielzahl von gesundheitsfördernden Eigenschaften und wirken beispielsweise antioxidativ oder auch krebshemmend.
Bio-Lebensmittel enthalten weniger Schwermetalle
Schwermetalle sollten generell gemieden werden, da sie sich im Körper anreichern und auf Dauer negative gesundheitliche Folgen haben können. Eine 2015 veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass biologisch angebaute Lebensmittel deutlich geringere Cadmiumwerte aufweisen, als konventionell angebaute Lebensmittel. [3]
Tierische Bio-Produkte
Es stimmt zwar, dass Bio-Fleisch und Bio-Milch im Schnitt weniger Pestizid- und Antibiotikarückstände enthält, dennoch sollten tierischen Produkte, wenn überhaupt, nur selten gegessen werden. Ein zu viel an tierischen Produkten hat, unabhängig davon ob Bio oder konventionell, viele gesundheitliche Nachteile. Zudem gibt es bei tierischen Bio-Produkten vom Discounter kaum noch einen Unterschied zu konventionellen tierischen Produkten und jeder Kauf von tierischen Bio-Produkten vom Discounter unterstützt genauso die Massentierhaltung wie konventionelle tierische Produkte.
Außerdem haben tierische Lebensmittel einen deutlich größeren Ökologischen Fußabdruck und Bio-Fleisch belastet die Umwelt im Schnitt sogar mehr als Tiere aus Massentierhaltung, da „Bio-Tiere“ länger leben. Wer dennoch nicht auf tierische Produkte nicht verzichten will, sollte den Verzehr einschränken und am besten im Bioladen oder noch besser beim Bauern aus der Umgebung kaufen.
Bio oder nicht Bio sollte nicht das einzige Kriterium sein
Bio ist zwar im Schnitt gesünder, aber es kommt auf die Produkte an die man kauft. Eine Bio-Pizza ist beispielsweise etwas gesünder als eine normale Pizza, da sie weniger Pestizide enthält, aber Pizza ist Fast-Food und sollte nur in seltenen Fällen gegessen werden. D.h. Bio Fast-Food ist im Vergleich zwar gesünder als konventionelles Fast-Food, aber verglichen mit frisch gekochten Mahlzeiten aus konventionell angebauten Lebensmitteln, schneidet Bio Fast-Food fast immer schlechter ab. Das selbe gilt für Bio-Süßigkeiten. Zu viel Zucker ist ungesund, egal ob Bio oder nicht.
Bio oder gar nicht? Was tun wenn keine Bio Alternativen zu kaufen sind?
Biologisch angebaute Lebensmittel haben zwar viele Vorteile, aber manchmal gibt es gerade eine bestimmte Frucht- oder Gemüsesorte nur aus konventionellem Anbau stammt. Sollte man da lieber aufs konventionelle Produkt verzichten?
Nein! Auch wenn es insgesamt besser ist, mit der Nahrung so wenig Pestizide wie möglich aufzunehmen, ist es dennoch wichtiger, täglich Gemüse und Früchte zu essen. Deshalb sollte der Verzehr von Gemüse und Früchten an erster Stelle stehen und die Frage ob Bio oder nicht, zweitrangig sein.
Zusammenfassung: Ob Bio wirklich gesünder ist, kann nicht eindeutig geklärt werden. Studien deuten zwar darauf hin, dass Bio Lebensmittel vermutlich deshalb gesünder sind, da sie weniger Pestizid- und Schwermetallrückstände enthalten, allerdings variiert der Unterschied bei vielen Lebensmitteln teilweise recht deutlich. Einige konventionelle Lebensmittel sind gering belastet, andere wiederum recht stark. Allerdings konnten die Studien zeigen, dass biologisch angebaute Lebensmittel fast immer geringer belastet sind als die konventionellen Sorten. Auch wurden in Bio-Lebensmitteln mehr Phenole und Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) nachgewiesen, als in konventionell angebauten Lebensmitteln. Bio sollte aber nicht das einzige Kriterium sein, da Fertigprodukte auch trotz Bio-Siegel nicht automatisch gesund sind. Auch ist der regelmäßige Verzehr von frischen Früchten und Gemüse wichtiger, als die Frage ob man Bio oder konventionelle Lebensmittel kaufen sollte.
Der Aussage, dass biologisch erzeugte Fleischprodukte vom Diskounter genauso Massentierhaltung unterstützen wie konventionell erzeugte, stimme ich nicht zu. Alle in Europa verkauften „Bio-Produkte“ mit entsprechendem Siegel müssen mindestens den Anforderungen der EG-Öko-Basisverordnung entsprechen.
In dieser heißt es beispielsweise, ein Bio-Bauer müsse „hohe Tierschutzstandards beachte[n] und insbesondere tierartspezifischen verhaltensbedingten Bedürfnissen nachkomm[en]“ (Artikel 3, a), iv)).
Des weiteren heißt es: „Pflanzenbau und Tiererzeugung sind flächengebunden“ (Artikel 4, a), ii)). D.h., dass pro Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche nur eine bestimmte Anzahl von Tieren gehalten werden darf (abhängig von der Tierart). Das schließt ja in gewisser Weise schon eine Massentierhaltung aus.
Ebenso müssen“[d]ie Haltungspraktiken, einschließlich Besatzdichte und Unterbringung, [müssen] den entwicklungsbedingten, physiologischen und ethologischen Bedürfnissen der Tiere gerecht werden.“ (Artikel 14, b), ii)) Massentierhaltung? Eher nicht.
Außerdem: „Die Tiere müssen ständigen Zugang zu Freigelände, vorzugsweise zu Weideland, haben, wann immer die Witterungsbedingungen und der Zustand des Bodens dies erlauben“ (Artikel 14, b), iii)).
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/OekologischerLandbau/834_2007_EG_Oeko-Basis-VO.pdf?__blob=publicationFile
Zudem werden Ferkeln nicht die Schwänze und Legehennen nicht die Schnäbel gekürzt. Überdies lebt ein Bio-Masthuhn rund doppelt so lange wie ein konventionell gehaltenes Masthuhn, nämlich 80 anstatt 40 Tage – und das mit ständigem Zugang zu Freigelände, frischem Gras und Sandbädern.
Mir sind die Vorgaben im Groben bewusst, nur leider sind die Bioregelungen häufig nur minimal besser als die konventionellen Vorgaben. Du musst dir im Klaren sein, dass die Masse die zu dem Preis für den Discounter erzeugt werden muss, nicht ohne Massentierhaltung produziert werden kann. Dabei ist es egal ob es bio oder konventionell erzeugt wird. Das EU Bio-Siegel hat besonders lockere Regelungen.
Falls du mehr über die Biotierhaltung erfahren willst, solltest du dir verschiedenen Dokumentationen/Reportagen zu dem Thema anschauen. Ich verlinke dir mal einige Videos zum Thema Biotierhaltung:
https://www.youtube.com/watch?v=o3R64zT9GF8
https://www.youtube.com/watch?v=hbuYulTCyB0
Übrigens: Die Ethik ist eine Sache, die Auswirkung auf die Umwelt ist meiner Meinung nach noch viel wichtiger. Tierzucht verbraucht unglaublich viele Ressourcen, dabei ist es völlig egal ob bio, konventionell oder Freilandhaltung. Wenn du und andere Menschen nicht aus ethischen Gründen auf tierische Produkte verzichten wollt, solltet ihr der Umwelt zuliebe auf tierische Produkte verzichten. Der Klimawandel ist im vollen Gang und wir bemerken jetzt auch schon bei uns die ersten Anzeichen.
Wenn ein Biobauer das gleich wie ein Nichtbiobauer verdienen will muss er nach STIFTUNG WARENTEST die 1,84 Fläche verbrauchen! Da die STIFTUNG keinen Unterschied in beiden
Erzeugungsarten feststellen konnte ist BIO eigentlich sinnlos.